Benedikt Mitmannsgruber

Benedikt Mitmannsgruber

1996 erblickte Benedikt Mitmannsgruber das Licht der Welt. Er wurde nicht, wie im nördlichen
Mühlviertel üblich, in einem Saustall zur Welt gebracht, sondern in einem echten Krankenhaus,
mit echten Ärzten. Darauf ist Mitmannsgruber bis heute sehr stolz.

In seinen Kinder- und Jugendjahren war er einsam, da er in seinem Heimatort das einzige Kind
war. Zumindest das einzige Kind, das nicht schon im Alter von 11 Jahren alkohol- und
nikotinabhängig war. Sein Halt war die katholische Kirche, seine Obsession Jesus, seine Muse
der Dorfpfarrer. Oder umgekehrt.

Erste Bühnenerfahrung sammelte Mitmannsgruber im zarten Alter von 18 Jahren, als er, in der
Rolle des dogmatischen, charismatischen Klassensprechers bei der Maturafeier der HAK
Freistadt die Abschlussrede hielt. Die Zuschauer lachten laut und applaudierten lange, was
Mitmannsgruber ein Lächeln (sein erstes) ins Gesicht zauberte.

Danach brauchte es über zwei Jahre, bis der blasse Johanna Mikl-Leitner Doppelgänger seinen
ganzen Mut zusammennahm und den erneuten Schritt auf die Bühne wagte. Seine ersten
nennenswerten Erfolge erntete er im Jahr 2018, als er das prestigeträchtige Finale des
berühmt-berüchtigten Grazer Kleinkunstvogels erreichte.

2019 gewann Mitmannsgruber im März den Publikumspreis beim Freistädter Frischling. Nach
seinem Sieg lächelte er das zweite Mal in seinem Leben.

Im April des selben Jahres gewann der sympathische Schnauzbartträger aus dem hohen
Norden das Goldene Ei des KultOs in Ostermiething. Dieses Mal floss dem 22-Jährigen sogar
eine Träne der Freude über seine Wange.

2021 gewann „der schmächtige Verlierertyp“ den Stuttgarter Besen, mit rabenschwarzem und
sehr österreichischem Humor.

Im Mühlviertel sagt man, es braucht drei Dinge, um ein erwachsener Mann zu werden:
Man muss ein Kind zeugen, ein Haus bauen und einen Baum pflanzen.

Benedikt Mitmannsgruber ist kein Mann wie alle anderen.

Er ist dünn, schwach, hat einen Schnauzbart, trägt einen alten Norwegerpullover und ist ein
klassischer Antiheld, ein sensibler Loosertyp.
Statt ein Haus zu bauen und Vater zu werden, sitzt er mit einer Tasse Johanniskrauttee in einem
spärlich eingerichteten Hinterzimmer in einer tristen Großstadt und schreibt lustige
Geschichten.

Irgendwann begreift seine Familie, dass er nicht altert.
Während seine Freunde immer älter werden, Verantwortung übernehmen, Autos kaufen, Kinder
zeugen und arbeiten, steckt Mitmannsgruber in der Zeit fest. Er möchte ewig Mitte 20 bleiben.
Immer weiter schiebt er das Erwachsenwerden hinaus, bis es unerreichbar und uneinholbar vor
ihm liegt.

Eines Tages packt er seine Sachen. Ohne Ziel vor Augen zieht er durch die Bühnen Österreichs
und Deutschlands. Er spielt im Fernsehen, gewinnt Preise und bekommt anonym Unterwäsche
zugeschickt.

Kann die Kunst den orientierungslosen Taugenichts retten?
Kann der orientierungslose Taugenichts womöglich sogar die Kunst retten?
„Der seltsame Fall des Benedikt Mitmannsgruber“ ist das groß angelegte Schicksal eines
jungen Antihelden und der Menschen, denen er in seinem Leben begegnet: Er findet die Liebe,
trifft Verschwörungstheoretiker, wird enttäuscht, muss in Isolation und lernt, was von zeitloser
Bedeutung ist: Sein Hund, seine Freundin und Avocado-Aufstrich.

Ein Programm über Männlichkeit und Identität, Offenbarungen und Kurkuma, Entfremdung und
Verschwörungstheoretiker.